O'zapft is!

Bayern-Wahlkampf geht in die Bierrunde

Die bayerische SPD-Fraktion fordert eine Sondersitzung des Landtags, der Bayerische Rundfunk bat Charlotte Knobloch um Einordnung. Besorgt stellen die Staatsfunker die Frage: Leiden die Seriosität und Vertrauenswürdigkeit der bayerischen Staatsregierung?

 

Was war geschehen? Korruptionsverdacht des Rechnungshofes wie bei der sächsischen SPD (SN vom Freitag)? Wurden Klimakleber zu hart angefasst? Gibt’s auf dem Oktoberfest nur noch veganes Eisbein mit Kraut? Wurden Asylbewerber ausgeflogen und müssen jetzt zurückgeholt werden? Sind die gefährlichen Impfnebenwirkungen jetzt offiziell? Ist die bayerische Wirtschaft eingebrochen?

Viel schlimmer. Ein „Recherchen-Team“ der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte ein antisemitisches Flugblatt, das vor rund 35 Jahren an einem bayerischen Gymnasium konfisziert wurde und aus dem Hause Aiwanger stammt. Jedenfalls wurde es im Ranzen des damals 17-jährigen Hubert Aiwanger gefunden, inzwischen Chef der Freien Wähler in Bayern und Söders Wirtschaftsminister. Sein Bruder habe es verfasst, verteidigt sich der Hubert, und der Bruder sagt: Jawoll, so wars.

Wie kam das Pamphlet ausgerechnet in der heißen Wahlkampfzeit an die Öffentlichkeit? Hier gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Angeblich habe Aiwangers Auftritt auf Monika Grubers Massendemo in Erding bei einem Lehrer an Aiwangers ehemaliger Schule „für ein ungutes Gefühl gesorgt“, das ihn sogleich zur Süddeutschen trieb („Ich weiß was!“). Hat der besorgte Pädagoge das Flugblatt direkt mit dabeigehabt? Wir wissen es nicht. Schulmeister Anonymo Denunzianto und alle weiteren „Zeugen“, die das „Recherchen-Team“ abklapperte, wollen anonym bleiben, was der Historiker Michael Wolffsohn seltsam findet: „Für eine gute Sache – also den Kampf gegen Antisemiten – nicht mit offenem Visier kämpfen?“

Für die Munkelrüben von der SZ ist der Sorgfaltspflicht damit anscheinend Genüge getan. Da der Fall normalerweise in den Schulakten schlummern sollte bis zum Jüngsten Gericht, könnten allerdings auch ministerielle Nachforschungen das Papier vorzeitig ans Tageslicht gezerrt haben, nach dem Motto „Schauens amal, obs über den Aiwanger was finden“. Denn dem Söder ist der Aiwanger nach dem Auftritt in Erding fast so unheimlich wie’s der Prigoschin für den Putin nach dessen Marsch auf Moskau war. Politisch nicht abwegig wäre dann ein klassischer Enthauptungsschlag. Ohne Aiwanger sind die Freien Wähler in Bayern erledigt wie PMC Wagner ohne ihren Chef. Der zuständige Bildungsminister, ein recht unbeliebter Mann, ist allerdings ein „Parteifreund“ vom Aiwanger namens Piazolo. Aber womöglich verstaubte das Flugblatt auch in den Archiven des Herrmannschen Innenministeriums, das für Schwerstkriminalität an Schulen zuständig ist.

Für Söder wird die Angelegenheit gefährlicher, je länger sie dauert. Hätte er, frei nach Franz Josef Strauß selig, die Sache unter ‚Jugendsünde und keine Sippenhaft‘ vom Tisch gewischt, überließe er sie geschickt der linken Blase von Berlin, München und Twitterhausen, was dem bayerischen Wähler einerlei ist. Stattdessen hat er die Freien Wähler zu einer Sondersitzung „einbestellt“, wie sein Staatskanzleichef zackig kundtut, was ein Tribunal verspricht.

Die Grünen hüpfen schon den „Rücktritt, Rücktritt“-Tanz, selbst die FDP, derzeit auf drei Prozent geschätzt, träumt wieder von einer Regierungsbeteiligung, und für die SPD meldet sich aus der Ferne der Haawatt-Professor Lauterbach zur Causa Aiwanger: „Sollte er der Verfasser des menschenverachtenden ‚Ausschwitz Pamphlet‘ sein muss er zurücktreten“. Ach, die NRW-SPD. Auschwitz bitte nur mit einem „S“, und, Ihr erinnert euch hoffentlich, Genossen, „Verschissmus“ wird auch anders geschrieben als auf euren Trauerkränzen.

 

Bei der Leichtathletik WM wie beim Grandprix de la Chanson: Deutschland ohne Medaille, aber Dabeisein ist alles.

 

Unterstüzer* hat unsere Bank verwirrt mit dem Verwendungszweck „Bis dat nec cito dat“.  Wir finden dieses „Doppelt gibt, wer schnell gibt“ ist auch ein schöner Hinweis an die Säumigen unter unseren Lesern. Geben Sie, gern schnell und doppelt.

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