Mein Gott, was war in Russland los? „Rebellion!“, ruft der Verteidigungsminister Schoigu, „Marsch für Gerechtigkeit“, sagt Prigoschin, der Chef der Wagner PMC, der mit seinen Truppen Rostow am Don besetzte. Hintergrund: Prigoschins Söldner hatten nach der Eroberung von Bachmut Oberwasser und den Neid des eher glücklosen Schoigu geweckt.
Schoigus Lösung: Der Vertrag des Verteidigungsministeriums mit Wagner lief Ende Mai aus und wurde bisher nicht verlängert, obwohl Prigoschin inzwischen 25.000 Mann bezahlen muss. (Stand Sonntag in unserer „Blackbox“ bei TE).
Die CIA wusste von dem „Putsch“ bereits Tage vorher, behaupten US-Medien, der deutsche Auslandsdienst BND (früher mal: Fremde Heere Ost) hat davon wohl erst aus dem russischen Fernsehen erfahren. Denn unser Staatsfunk hat die Angelegenheit weitgehend verschlafen. Dafür beteiligte er sich umso freudiger an den späteren Spekulationen, aber da gilt: Nichts Genaues weiß man nicht. Sie wissen, verehrte Leser, dass wir gelegentlich im verbotenen Blätterwald nach Infotrüffeln suchen, eher widerwillig bei Spiegel und Co., durchaus neugierig beim inzwischen abgeklemmten Russia Today oder beim anti-Spiegel und kenntnisreichen Bloggern.
Bestätigt ist, dass „Wagner“ seine Irrfahrt nach Verhandlungen mit Putin-Buddy Lukaschenko beendete. Angeblich sei Prigoschin Straffreiheit zugesichert worden, später hieß es, der FSB – früher KGB – ermittele weiter gegen den Söldnerführer. (Wie? Nein, der FSB ist nicht mit unserer Haldenwang-Truppe zu vergleichen). Eine Quelle meldet, Schoigu und der Oberbefehlshaber der Streikräfte Gerassimow würden versetzt. Dazu passt die Frage: Wo ist Schoigu? Seit dem Wochenende gibt es keine neuen Aufnahmen vom russischen Verteidigungsminister, sondern nur einen Truppenbesuch aus der Videokonservenkammer.
Will jemand wissen, wie SPD-Vordenkerin Saskia Esken die Vorkommnisse in Russland bewertet? Nicht wirklich, oder?
Wieder einmal ist es ein SPD-Verteidigungsminister, der „unsere gemeinsame Verteidigung“ in weiter Ferne für nötig erachtet. Der letzte am Hindukusch (Ausgang bekannt), der jetzige am Aukštojas-Berg, sprich Litauen.
„Eine robuste Brigade“, wohl die Panzergrenadierbrigade „Vorpommern“, soll in östliche Stellungen vorrücken, etwa 4.000 Mann (m/w/d).
Aus Sicht von ARD und ZDF waren die Vorkommnisse zwischen Rostow am Don und Moskau verständlicherweise ein Nebenschauplatz, brachen doch fast zeitgleich im Landkreis Sonneberg alle Dämme der Demokratie, wie man das Geschehen in Mainz und Hamburg versteht. Um dem gefährlichen Treiben in „Berlin“ ein Ende zu setzen, hatten sich außergewöhnlich viele Wähler auf den Weg zu den Wahlurnen gemacht und verschafften dem Landratskandidaten Sesselmann (AfD) die absolute Mehrheit. Selbst Briefwahl konnte nicht helfen.
Auf Umfragen reagieren die Herrschaften eben nicht. Apropos: In solchen liegt die AfD inzwischen auf dem zweiten Platz, vor der SPD. Die Linken im Bundestag (SPD, Grüne, SED) kämen auf gerade mal 37, 5 Prozent, setzen ihren Kurs aber schamlos fort.
Die Schicksalswahl von Sonneberg sei „eine demokratische Wahl gewesen“, so großzügig Thüringens MiniPräs. Bodo, der Ramelow. Er habe das zur Kenntnis zu nehmen, sagte der lupenrein demokratisch ins Amt gewählte Kommunistenführer. Unter Merkel wäre die Wahl wahrscheinlich zurückgenommen worden, aber mit Chef Olaf sind nun mal keine Kriege zu gewinnen. Umso dringender, dass Bodo sich was einfallen lässt, um die Landtagswahlen im nächsten Jahr zu „verschieben“.
Der einzig wirklich interessante Kommentar kam von der Neuen Züricher: „Erstmals haben AfD-Wähler die Erfahrung gemacht, dass ihre Stimmabgabe für die Partei nicht folgenlos bleibt.“
Ein Sprecher der Bundesregierung, der das Staatsgebahren während der Corona-Zeit offenbar vergessen hat, rief anlässlich von Sonneberg den Bundesbürgern in Erinnerung, dass „unser Land von Werten wie Fairness, Toleranz, Anstand und Respekt“ geprägt ist. Und weil die Bürger von Sonneberg das offensichtlich vergessen haben, gilt für alle anderen umso mehr, „diese Prägung zu pflegen und immer wieder einzuüben.“ Gibt’s jetzt Übungswahlen?
FDP-Buschmann, zuletzt wegen Mauscheleien bei der Postenvergabe verdächtig, will zur Ablenkung seiner Vergehen und der Hilflosigkeit der gesamten politischen Verantwortungsgemeinschaft, „unkonventionelle“ (Tagesschau) Wege bei der Clanbekämpfung gehen und Statussymbole wie Luxus-Karossen, teuren Schmuck und Uhren einziehen. Wir könnten schwören, diese unkonventionellen Wege schon von anderen gehört zu haben (etwa Homeland NRW-Sheriff Reul), aber wenn die Tagesschau das berichtenswert findet, wollen wir es nicht unterschlagen.
Apropos: Was, wenn, wie die „Wagners“ in Russland, irgendwann die Clans mit tausend Mann (definitiv nicht w/d) Richtung Berlin vorrücken? Bisher sind deren Attacken ja nur von regionaler Bedeutung – siehe Essen, Castrop-Rauxel oder heute München, wo „zehn Menschen“ eine Shisha-Bar demoliert und mit Eisenstangen auf die Gäste eingeschlagen haben.
Unsere VHS-Aufgabe von Freitag: Leser R. L. aus Hessen schlägt "Die böse Frau Xanthippe heißt..." nach Frank Wedekind vor. Da geht noch was...
*Titelzeile nach Charlie Chaplin "Der große Diktator"