Der Dax steigt, die Inflation sinkt (um 0,6 Prozentpunkte!), fast scheint es, als hätte die Misere eine kleine Pause gemacht an diesem Tag. Dazu noch englisches Königswetter zum Besuch von Karl, dem Dritten, worauf die Welt begeistert titelte: „Schweres Unwetter in Brandenburg – König Charles harrt mit Steinmeier in Käserei aus.“
Für uns ist der Staatsbesuch eine schöne Gelegenheit wieder einmal unseren Lieblingsjourno Henry Glass (leider verstorben) zu zitieren: „Er hat hängende Schultern, ein fliehendes Kinn, rote Wurstfinger, eine unförmige Nase und abstehende Ohren. Seine Brust ist schmächtig, die Hüften sind etwas breit, die Beine zu kurz. Und wenn er geht, wirkt er immer ein wenig linkisch.“ So stands im Spiegel 1981, sowas liest man ja heute gar nicht mehr. Vielleicht ein wenig despektierlich, aber Henry war halb irisch, der darf das.
Für unseren Parteienadel ist Charles‘ Visite natürlich eine große Sache. Merkel hatte sich zur Feier des Tages extra für Gesundheits-Sneaker mit klobiger Sohle (Bild) entschieden, und auch die Grünen und Roten sollen sich bei Tisch anständig benommen haben. Für den echten deutschen Adel ist Karl hingegen buckelige Verwandtschaft, mütterlicherseits gehört er zum Hause Sachsen-Coburg und Gotha (nannten sich in Windsor um), väterlicherseits zu den Battenbergs aus Hessen (neuer Name Mountbatten).
Die Roten, zumindestens die, die in Amt und Würden sind, fühlen sich recht wohl bei Königs, nur der Linkenchef mault, dass sich der Bundestag „in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde“. In Thüringen hätte Bodo schon seinen tiefen Diener gemacht.
Bei den Grünen hat Karl einen Stein im Brett, schließlich ist er Öko-Bauer de Luxe, außerdem hat er sein Weltbild durch regelmäßige Lektüre der Klima-Apokalypse gebildet. Nur dass er in seiner Rede auch auf den alliierten Bombenterror einging, dürfte viele Grüne verwirren, die glauben, die Nazis hätten Dresden bombardiert.
Während die grünen Regierungs-Azubis heilfroh sind, dass sie nach 30 Verhandlungsstunden nicht wegen des Ärgers um ein paar Windräder mehr oder weniger, neue Heizungen für alle oder Autobahnbaustellen ihren warmen Platz in der Sonne verloren haben, erklärt Energiegenie Habeck seinen Jüngern, trotzig mit dem Fuß aufstampfen bringe jetzt nichts: „Erwachsene Politik bedeutet nämlich, eine Lösung möglich zu machen.“ Das will Langstrecken-Luisa von „FFF – Festkleben für Freude“ partout nicht verstehen. „Wir rufen zum Klimastreik auf: Freitag, 14:00 Uhr - Berlin, Invalidenpark/Verkehrsministerium.“ Aber Luisa ist eh schwer von Begriff. Unter Streik versteht der Deutsche nämlich das vorrübergehende Niederlegen der Arbeit – und die Klimaspinner arbeiten ja nix.
Die markigen Worte unserer Scheinopposition (CDU/CSU) gehen bei all dem Frackrauschen, Rummtata und Diener machen ein wenig unter. So bekommt kaum jemand mit, dass Friedrich Merz wieder einmal „die irreguläre Zuwanderung auf handhabbares Maß begrenzen“ will, und „mehr Schutz der EU-Außengrenzen und Asylzentren an den Grenzen“ fordert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann stellte sogar die Sozialleistungen für Asylbewerber infrage. Aber das ist natürlich alles nicht ernst gemeint.
Wofür kriegt DFB-Übungsleiter Hansi Flick eigentlich 7 Millionen im Jahr? Und wollte er nicht die Defensive stärken, wie Olaf Scholz das Klima?