Ach, Frank-Walter! Ihm fehlt einfach die staatsmännische Statur, aber da wollen wir ihm keinen Vorwurf machen. Nur dass er seine Mitarbeiter anscheinend nach Optik und zeitgeistigen Befähigungsnachweisen einstellt, lässt ihn auch selbstverschuldet ziemlich klein aussehen.
Der Genosse Präsident sei „überraschend in Kiew eingetroffen“, melden die Gazetten, die heute ansonsten nicht viel zu melden haben. Da stellt sich zunächst die Frage: Warum? Der deutsche Repräsentant wurde ausgeladen, beleidigt, dann genötigt und bedrängt, nun tanzt er an? Was will er damit sagen? Dass es ihm „wichtig ist, ein Zeichen der Solidarität an die Ukrainerinnen und Ukrainer zu senden“? Ganz Kiew ist mit solchen Solidaritätszeichen zugepflastert wie Niedersachsen mit Windrädern: „Ursel was here“, „Me too – MASZ“ (Marie-Agnes Strack-Zimmermann), „Demokratie im Donbass verteidigen“, „Besser frieren, als gar nichts tun“.
Im „Zug von Przemysl nach Kiew im Salonwagen“ – Helmut Schmidt und Franz Josef Strauss kannten die Strecke wahrscheinlich noch aus ihrer Jugend – lässt sich Frank-Walter, dieses Abziehbild vergangener Größen, extra mit schwarzer Maske fotografieren, als wolle sein Beraterstab nach Steinmeiers Neustrelitz-Reise verbreiten: Schaut auf diesen Mann, er hat dazugelernt. Im Luftschutzkeller (die Raketen kamen dann doch nicht) hockt er später wieder, dicht an dicht, oben ohne in seiner Lieblingspose. Er schwätzt, umgeben von ehrfürchtig lauschenden Ukrainern. Nur Kim Jong Un hätte es besser inszenieren können, da hätten seine Zuhörer jedes Wort des Führers mitgeschrieben.
In Kiew wollen sie hingegen nur eines von unserem Frank-Walter hören: Geht klar, wir zahlen. Ein Selenkij-Mann hatte, passend zum Zeitpunkt von Frank-Walters Reise, der hiesigen Journaille die Forderungen diktiert: „Wir brauchen jeden Monat vier bis fünf Milliarden Dollar für unseren Haushalt. Wir glauben, dass Deutschland etwa 500 Millionen Dollar pro Monat übernehmen könnte, vor allem mit Blick auf das Jahr 2023. Von der EU insgesamt erhoffen wir uns rund zwei Milliarden Dollar pro Monat“. Clever, die Schlaumeier, die rechnen schon in Dollars statt in Euro.
Das Argument der Ukrainer wird Frank-Walter schon einleuchten: „Der Staat muss funktionieren“, so der Selenskij-Mann, „die Renten müssen ausgezahlt werden.“ Geht bei uns ja auch nur über Kredit, und Kredit haben wir ja noch.
Derweil in Den Haag. Die Niederlande haben zahlreiche Ausnahmen von den Russland-Sanktionen genehmigt. Russische Schiffe, die Aluminium oder andere in Holland nachgefragte Produkte liefern, dürfen wieder niederländische Häfen anlaufen. Man muss sich ja schließlich nicht ins eigene Knie schießen wie die bekloppten Moffen („Kose“-Name für die Deutschen).
Beruhigt zitiert unsere Presse, Ministerpräsident Meloni (sie legt Wert auf den „männlichen“ Titel) habe versprochen, Italien wolle die europäische Integration nicht „bremsen oder sabotieren“. Was haben die Journos erwartet? Die Frau ist doch nicht so dumm wie unser politisches Personal und sägt den Ast ab, auf dem sie sitzt. Nur für unsere Schlepperschiffe gibt’s schlechte Nachrichten. Ihre Zubringerdienste für die organisierten Schlepperbanden über Italien dürften sich zukünftig schwieriger gestalten.
Noch täuschen sie Streit und Betriebsamkeit vor in der Regierung, aber wenn bis Ende Oktober kein eindeutiger, anderslautender Kabinettsbeschluss zustande kommt, kann China einen 35-Prozent-Anteil am Hamburger Hafen kaufen. Wäre doch mal was anderes, wenn nach den rotgrünen Haus-Dilettanten rote Profis den Hafen übernehmen.