Nachdem Jens Spahn seine Leidensgeschichte als Gesundheitsminister in einem Buch veröffentlichte (SN gestern), will auch Robert Habeck nicht länger schweigen, denn auch seine Mitarbeiter gehen auf dem Zahnfleisch. „Es ist jetzt kein Scheiß, den ich erzähle: Die Leute werden krank. Die haben Burnout, die kriegen Tinnitus. Die können nicht mehr.“
Aber all der Fleiß, all die Mühen, all die Entbehrungen, all die Opfer haben sich gelohnt! „Wir werden durch diesen Winter kommen“, verspricht unser Chef Olaf stolz: „Wer hätte das vor wenigen Monaten gedacht?“
Na gut, viele Metzger und Bäcker schaffen es nicht einmal mehr bis zum Winter, sie gehen schon jetzt bankrott, und der Chef des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), ein gewisser Liebing, warnt vor einem Kollaps der Strom- und Gasversorgung, aber das werden diese Einzelfälle sein, die man ja schon aus dem Kriminalitätsbereich kennt.
„Kannste regieren?“ Yes we can.
Donnerwetter! Der Privatfunk zeigt dem Staatsfunk, wie’s geht und liefert ein langersehntes, politisches Format, das höchsten Ansprüchen Genüge tut. Statt langzeitverstrahlte Grün-Journos ihre TV-Gäste anhimmeln zu lassen, schickte SAT 1 die Politicos in eine Schule, um vor 8- bis-14-Jährigen Rede und Antwort zu stehen, und wir wollen es gleich vorwegnehmen, der Erkenntnisgewinn für den Zuschauer war mindestens ebenbürtig.
Gut, mit allen Feinheiten des politischen Betriebes waren die Kleinen noch nicht en Detail vertraut. So beschrieb ein junges Mädchen den Amtsantritt von Annalena Baerbock ein wenig unbeholfen mit den Worten „da hat sie diesen Schwur gemacht, ich weiß nicht, wie der heißt…“ Meineid, meine Liebe, der heißt Meineid.
Aber eine Frage wie „Worauf können Sie eher verzichten: auf China als Handelspartner oder die USA als Verteidigungspartner?“ hat Annalena im Staatsfunk noch nicht gestellt bekommen, entsprechend schwamm sie ein wenig ziellos um die Antwort herum. Frau Baerbock zu fragen, was eigentlich eine Außenministerin überhaupt mache den lieben langen Tag, wäre wohl unter der Würde des grünen Pressetrosses, so verdanken wir einem neugierigen Kind Annalena Baerbocks Arbeitsplatzbeschreibung: „Der Außenminister ist dafür da, dass alle Länder gute Freunde sind.“ Das haben Sie auch noch nicht gewusst, verehrte Leser, seien Sie ehrlich.
Fazit: Spätestens beim Spielen auf dem Rasen zeigte sich, dass Annalena besser Grundschullehrerin geworden wäre, aber dafür hat sie leider das Falsche studiert.
Ob er wirklich so schlau sei, wie er immer daherrede, wollte ein kleiner Frechdachs von Professor Dr. Karl Lauterbach wissen, der spielte, statt schlicht „Ja“ zu sagen, den Ball – schlau, wie er eben ist – zurück: „Das können Kinder am besten beurteilen.“
Was die Kinder nun nicht abschließend beurteilen können: Ist Karl überhaupt Epidemiologe, wie die SAT 1-Redaktion behauptet. DPA-Faktenchecker sagen ja, weil das stehe so auf Karls Internetseite. Seine Ex-Ehefrau und Mutter seiner Kinder hingegen stellt klar: „Nein, er hat ja nicht das Gleiche studiert wie ich. Er hat Health Policy und Management studiert und ich Epidemiologie.“
Dafür konnte Karl in 60 Sekunden erklären, was ein Querdenker ist: Für einen Querdenker spielt Wissen keine Rolle, die eigene Meinung ist dem am wichtigsten, während er, Karl, jede Nacht Studien liest und deshalb alles weiß.
Freund oder nicht Freund, das war dann die Frage
Wer ein Freund sei in der Politik und wer nicht, das war nun selbst für den schlauen Professor eine harte Nuss. Freunde, also, ... Scholz, ... also Wieler (der ist auch so schlau wie er), und, ... also, Merkel, die er ein „bisschen beraten“ hat, auch. Nicht Freund ist Alice Weidel, weil die, ... also, ... ist weit weg von der Wissenschaft, ... also, und überhaupt. Buschmann, Spahn und Lindner, also, das ist schwierig. Er einigte sich dann auf: Freunde zweiter Klasse.
Unser Chef Olaf konnte nicht in die Schule kommen, das hätte sich mit der Würde seines Amtes einfach nicht vertragen, also ließ er die Rasselbande im Kanzleramt vor. Da war das Staunen groß, bei all den Bildern an der Wand, dem gepflegten Rasen, und überhaupt den Dimensionen. Immerhin ist das Kanzleramt der größte Regierungssitz der Welt seit Versailles nur noch als Museum dient. Fragen beantwortete der Kanzler, wie auch im Parlament, freundlich und nichtssagend. Aber seit ein junger Gast auf seinem Stuhl Platz nehmen durfte, wissen wir: Der Kanzler sitzt weich.
Wieder einmal ist es der Berliner Stadtregierung gelungen, ein Problem (Diskriminierung) zufriedenstellend zu lösen: Um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen, wird die Nationalität von Straftätern oder deren Migrationshintergrund polizeilich nicht mehr erfasst. Sind jetzt alle nur noch „Männer“.
In Hannover hingegen ist der Migrationshintergrund für städtische Versorgungsposten zukünftig entscheidend. Denn der Anteil dieser besonderen Klientel soll bei Verwaltungsjobs „auf durchschnittlich 30 Prozent jedes Einstellungsjahrgangs“ erhöht werden – insbesondere in leitenden Funktionen. Anscheinend steht in der dem Oberbürgermeister Belit Onay vorliegenden Ausgabe der Verfassung: „Jeder Zuwanderer hat, unabhängig von seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung, bevorzugten Zugang zu jedem öffentlichen Amte.“