Dass er ein besonderer Redner sei, das hat Olaf Scholz in seinem politischen Leben wohl noch niemand vorgeworfen. In der Betonung schwach, mit eher sanfter Stimme und erwartbaren Inhalten quält der gelernte Jurist und Spezialdemokrat seine Zuhörer in Parlament, Wahlkampfshows oder zum Jahreswechsel im TV. Und jetzt das: Seine letzte Rede werde „in die Geschichte eingehen“, jubilierte das Wall Street Journal.
Eine derartige Ansprache habe es in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg noch nie gegeben, schrieb das Blatt und konnte „den tosenden Beifall und die Standing Ovations“ der Abgeordneten im Berliner Reichstag gar nicht fassen. Dabei ist das Getöse leicht zu verstehen, denn die Zusammensetzung unseres Hohen Hauses entspricht eher einer evangelikanischen Kirchengemeinde, da wird der Herr schon mal lauter gelobt als in Pinneberg oder Schwackenhausen. Und mit einem Parlament – Rede und Gegenrede, Argument gegen Argument, plus vorheriger Überlegung – hat die deutsche Moralistenversammlung eher weniger zu tun.
Das Wall Street Journal freut sich allerdings hauptsächlich, dass die Achse Berlin – Moskau der Vergangenheit angehört, oder wie die L.A. Times zusammenfasst: „In atemberaubenden Tempo hat Deutschland sich gerade selbst transformiert.“ Was nun wiederum nichts mit der Großen Transformation des Davoser Milliardärclubs zu tun hat, sondern damit, dass das rotgrün verstrahlte Deutschland alles über den Haufen wirft, was noch vor einer Woche als heilig galt. So lässt der Grüne Habeck beispielsweise prüfen, ob eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken möglich ist (ist es nicht). Kohle könnte bleiben, schön schwarz und schmutzig aus Polen (Ukraine?) etwa, und selbst Lauterbach schult gerade um auf Klima- und Ernährungsexperte. Nur die ukrainischen Flüchtlinge sollen einer Blitz-Impfung zugeführt werden, liest man.
Das ganze Land ist verrückt geworden. Kennen Sie den SPD-Landtagsabgeordneten Hartmut Ganzke? Wahrscheinlich nicht, wenn Sie nicht aus Unna im Homeland NRW sind. Aber heute fällt ein mediales Schlaglicht auf den tapferen Mann, denn Ganzke hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen beim Generalbundesanwalt angezeigt – obwohl Putins Mordbuben auch im Westen... Jedenfalls liegt nicht nur dem Generalbundesanwalt, sondern auch der Deutschen Presse-Agentur Ganzkes Strafanzeige vor.
Ein Genosse muss nicht zwingend singen können, aber soviel weiß man auch in der SPD: Der Ton macht die Musik. Und den richtigen Ton getroffen zu haben, davon ist Münchens SPD-OB Dieter Reiter wohl fest überzeugt, als er den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker Valery Gergiev entließ. Der Russe, Journos schreiben „Putin-Freund“, hatte Reiters Ultimatum verstreichen lassen, „sich vom russischen Machthaber und dessen Invasion in der Ukraine zu distanzieren“. Ob der Russe womöglich nicht einmal geimpft ist, ließ die begeisterte Presse unerwähnt.
In Hamburg freut sich SPD-Parteifreund und Kultursenator Carsten Brosda, dass Anna Netrebko ihr Konzert in der Elbphilharmonie abgesagt hat. Wir sagen nur: Russin!
Auch die kleinen Leuchten blinken in dieser dunklen Zeit kurz auf. So haben vier „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, wir vermuten aufrechte Spezialdemokraten, im Bundestagsbüro von Putin-Freund Schröder gekündigt (wohl nicht ohne sich vorher einer Anschlussverwendung ohne Lohnabstrich zu versichern).
Übrigens: Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass Sie Sozialdemokrat und Betreiber eines Feinkostladens sind – nehmen Sie russische Eier aus dem Programm, und mediale Anerkennung ist Ihnen gewiss.
Noch mal übrigens: Den Gratismut unserer politischen Elite werden, wie immer in der Geschichte, am Ende Sie, die arbeitende Bevölkerung, bezahlen müssen.
Die Masken fallen...
... in französischen Kinos, Restaurants und Museen. Gesundheitsminister Olivier Véran kündigte zudem an, dass die Pflicht zum Gesundheitspass im März auslaufe.
Wegen dieser Impf-Nebenwirkungen, auf die der BKK-Chef Schöfbeck hingewiesen hatte, müssen Sie sich keine weiteren Gedanken machen. Der BKK-Chef, der auf die beunruhigend hohe Anzahl derselben hingewiesen hatte, wurde entlassen. Problem gelöst.
Ronald Pofalla, von dem man nicht viel weiß, außer dass er ein treuer CDU- und Merkelmann mit schlechten Manieren ist, verlässt seinen hochdotierten Bahnposten (Infrastruktur) „aus persönlichen Gründen“. Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft daraufhin übermütig: „Die Nachfolgerin oder der Nachfolger muss über profunde Kenntnisse des Eisenbahnbetriebes verfügen und für das integrierte Eisenbahnsystem einstehen.“
Nix da, damit fangen wir gar nicht erst an. Es wird sich schon ein verdienter Politiker finden. Vielleicht mal einer von der FDP.