Ein Vergleich der Bilder des Irak-Krieges mit denen des Ukraine-Krieges zeigt: Die russische Propaganda wurde hierzulande offensichtlich überschätzt.
Die Amerikaner lieferten damals pausenlos Aufmarschfilme, Berichte von Flugzeugträgern und eine CNN-Kamera war live dabei, als die Raketen nachts in Bagdad einschlugen. Betreute Berichterstatter (embedded journalists) durften ihre Redaktionen rund um die Uhr mit „Augenzeugenberichten“ beliefern. Ziel: Der US-Bevölkerung (und der Welt) sollte das Gefühl vermittelt werden, der Vormarsch verläuft konzentriert und planmäßig, dieser Krieg ist anders, es werden chirurgisch nur militärische Ziele getroffen. Bald ist Ruhe im Schiff.
Das immer wieder verteufelte Russia Today brachte in den ersten Tagen meistens dieselben Bilder von ukrainischen Angriffen auf einen Kindergarten im Donbass (jedenfalls in der Gegend, die vorrangig von Russen bewohnt wird) und später nur noch Expertenrunden – und ja, sogar Berichte von den Anti-Kriegsdemonstrationen in Russland! –, oder überhaupt nichts mehr vom Krieg. Stattdessen kursieren im Internet Videos von zerstörten Russen-Konvois, russischen Kriegsgefangenen und ukrainischen Bürgern, die einen Panzer aufhalten und nach Russland zurückschicken wollen. Eine Steady Cam über Kiew zeigte eine ruhige Stadt. Den Krieg der Bilder haben die Russen jedenfalls bereits verloren.
Und auch der Smena rezhima (Regime Change) dürfte misslungen sein.
Die deutsche Presse und Politik hat, nachdem es bei Corona doch zuletzt anfing zu bröckeln, wieder zueinander gefunden: „Ich bin Ukrainer“ ist die Losung des Tages.
In Köln solidarisierten sich Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn und Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf einem Rosenmontagsmarsch. Auch der MP-Wüst reihte sich ein, und der alte Barde Wolfgang Niedecken sah „keinen ohne Maske“ paradieren. „Trotz der Menschenmassen“ registrierte die Polizei, „bis zum Mittag keinerlei Zwischenfälle.“ Da sollen sich die Corona-Spaziergänger mal ein Beispiel nehmen!, soll das wohl heißen. In München fordert das linksgrüne Milieu, der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, solle sich von Russland distanzieren.
Baerbock will alle Flüchtlinge aufnehmen („Experten“ gehen von 7 Millionen aus), und sogar die Kohlekraftwerke länger laufen lassen, wo jetzt das Gas knapp wird. Manu Schwesig löst die North Stream 2-Stiftung auf, Schalke trennt sich von Gazprom. Lindner nennt Windkraft jetzt „Freiheitsenergie“, weil uns Erneuerbare von „Abhängigkeiten lösen“.
Der Welt-Chefredakteur bejubelt „Deutschlands spektakulären Neuanfang“ und einer seiner Autoren stellt die rhetorische Frage angesichts unserer Versorgungslage „Frieren für den Frieden?“, und er kommt zu dem Schluss, dazu sollten die Geringverdiener bereit sein. Aber über allem strahlt der Siegeskranz von Olaf Scholz, der ruckzuck „100 Milliarden für die Bundeswehr“ bereitstellen will, was der Schweizer Kolumnist Roger Köppel in seinem Weltwoche daily süffisant mit „Ich hoffe, die Deutschen haben dieses Geld“ kommentiert.
Jeder Schuss ein Russ, stand zu Beginn des Ersten Weltkrieges auf den Waggons, die die Truppen an die Front brachten, aber gemach, mit unserer Bundeswehr ist es noch lange nicht so weit. Schließlich haben wir mit Christine Lambrecht eine Feministin am Ruder, und „Militärisches ist nicht ihr Ding“. Als Spezialdemokratin ist sie außerdem beratungsresistent („Hohe Offiziere beklagen, die Ministerin lasse sich nur ungern militärisch beraten, setze vor allem auf ihr ziviles Team von Sozialdemokraten“) und regelrecht asozial („Frustriert müssen Generale erleben, wie Lambrecht auf dem Flur grußlos an ihnen vorübergeht“) oder stark kurzsichtig. Die wird die 100 Milliarden schon sachgerecht ausgeben.
Wolodimir Selenskij ist jedenfalls der Mann der Stunde. Statt eines Freifahrtscheins zur Flucht forderte der ukrainische Präsident Munition und als Solidarität den sofortigen EU-Beitritt der Ukraine, und die oberste Herrscherin der EU, Ursula von der Leyen, hat bereits fest zugesagt: „Sie sind einer von uns, und wir wollen sie drin haben.“
Die Sanktionen machen aus dem Rubel ein Rubbellos, und Wladimir Putin spielt derweil mit dem roten Knopf.
Es ist wie bei Corona. Wie soll der einfache Mensch, Nichtmediziner, wissen, ob da ein Ebola droht oder eine schwere Grippe? Er muss sich auf dasselbe Polit-Personal, das er irgendwie gewählt hat – aber nicht vergessen, jede Regierungspartei wurde mangels Angebot von zwei Dritteln eben nicht gewählt! –, verlassen, das nun auch die Ukraine-Krise lösen will. Und er soll denselben Medien vertrauen, die schon bei Corona auf der ganzen Linie versagt haben. Da stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes dumm da. Das muss einem Angst machen.
Als Alternative bieten sich an: Ein ukrainischer Blogger, der wenigstens näher am Geschehen ist (englisch).
Die englischen Tabloids, die schneller als unsere sind. Und für den Hintergrund können Sie sich etwa hier und hier informieren.
Wie sehr wir wieder mit Fake-News gefüttert werden, sollen diese zwei Videos verdeutlichen: Hier und hier.
Bleiben Sie tapfer!