Vielleicht ist es besser erst einmal in Deckung zu gehen. Pausenloses, moralisches Trommelfeuer von Scholz, Baerbock, Habeck, Roettgen, SPD-Fraktion bis ausgerechnet Ursel von der Leine – das hält kein Mensch länger aus. Vor allem, weil es so vermurkst und substanzlos ist wie die ständigen Bekenntnisumzüge „für Klima“, „gegen Rechts“ und gegen „Corona-Leugner“.
„Ich habe die Entscheidung für eine Sonder-Militäroperation getroffen“, sagte Wladimir Wladimirowitsch Putin, und der Welt-Geschichtsexperte Kellerhoff will wohl „seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen“ gehört haben, worauf er messerscharf kombiniert: Heute ist „Putins 1. September 1939“. Nun muss sich ein Kolumnist auch an Überschrift und Vorspann messen lassen, wenn er hinter pay erscheint, und da müssen wir doch einwerfen, wenn K. das wirklich glaubt, dann brächte er damit seine (und der ganzen Welt) Sicht zum Einsturz, auf die man sich nach 45 doch geeinigt hat. Von Lebensraum bis Antisemitismus, bis Rassismus. Dabei ist Wlads Ziel „die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine“, wie er ohne rot zu werden behauptet, und letzteres („Entnazifizierung“) steht doch eindeutig auch im Wertekanon der internationalen Sozialdemokratie („Nie wieder Verschissmus“).
Eine Nummer kleiner, wenn auch historisch, hat’s da Wehrsport-Annekret (Kramp-Karrenbauer), die schimpfte: „Ich bin so wütend auf uns, weil wir historisch versagt haben.“ Tja, und dann sozialnetzwerkelt auch noch unser Generalinspekteur Alfons Mais zerknirscht „Die Bundeswehr steht mehr oder weniger blank da“.
Hierzu gibt es keine zweite Meinung, aber die Frage: Was hat er dagegen gemacht, der Herr Inspekteur? Hat sich Schminkspiegel und Schwangerensitze in Panzer und Kitas in Kasernen einbauen lassen – und ist dabei immer schön stillgestanden. Hat sich Nazischnüffelhunde zum Aufspüren von Scherzbolden verordnen lassen, ohne einen Mucks zu machen. Wahrscheinlich wäre der Herr Generalinspekteur sogar selber im Baströckchen zum Dienst erschienen, wenn der Inklusions-Tagesbefehl von Uschi, Annekret oder Christine (scherzhaft) so etwas gefordert hätte.
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Dafür, dass der Einmarsch lange vorher angekündigt war (von CIA bis Tagesschau), ist das Bildmaterial von der Front, sagen wir mal, recht dürftig. Das ZDF bleibt von daher gleich beim Bergdoktor, oder was immer sie am Tage so senden, und bei der ARD hörten wir von einem Mädel in ernstem Ton vorgetragen, es sei möglich, Russland vor den internationalen Gerichtshof zu bringen, „da müsste Russland aber zustimmen“. Genau.
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Jedenfalls hat unsere politische Verantwortungsgemeinschaft schnell den richtigen Ton gefunden, den wir nicht wiedergeben müssen, weil er sich in nichts von dem unterscheidet, was die ganzen letzten Wochen gesagt wurde. Außer dass Herr Mützenich, SPD-Fraktion, jetzt eindeutig klargestellt hat: „Putin ist ein Kriegsverbrecher.“
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Aber auch abseits von Berlin, draußen im Lande, wurde nach den richtigen Reaktionen gesucht. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat heute, zu Beginn des Straßenkarnevals, mit einer Schweigeminute der Leidtragenden des russischen Angriffs auf die Ukraine gedacht und unmissverständlich klar gemacht: „Mir ist wirklich nicht zum Feiern zumute, aber weder ich noch das Festkomitee können und wollen den Karneval absagen.“
Da ist man im längst auch zur Narrenhochburg gewordenen München sensibler: Wegen der dramatischen Entwicklungen in der Ukraine fällt der Politische Aschermittwoch der CSU in Passau aus. (Außerdem hat Söder seine Rede noch nicht fertig, weil er nicht weiß, gegen wen er nun stänkern sollte: Spaziergänger ist riskant wegen der Wahlen nächstes Jahr, und gegen Rotgelbgrün fällt ihm nichts ein.)
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Österreichs früherer Bundeskanzler Christian Kern legt seinen Posten als Aufsichtsrat bei der russischen Staatsbahn nieder, und auch Gerhard Schröder...
Nun gut, der Gerd hat ein anderes Problem, und wir können es sogar nachvollziehen. Wlad ist sein Freund, und was wäre das für eine Freundschaft, wenn Gerd ihn gleich fallen ließe wie eine heiße Kartoffel? Dennoch fand Schröder, schlagen Sie mich, verehrte Leser, schnell die richtigen Worte:
„Der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine muss schnellstmöglich beendet werden. Das ist die Verantwortung der russischen Regierung“, sagte er. Und: In den vergangenen Jahren sei viel über Fehler und Versäumnisse im Verhältnis zwischen dem Westen und Russland gesprochen worden. Es habe Fehler auf beiden Seiten gegeben. „Aber auch Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigen nicht den Einsatz militärischer Mittel.“
Gestern, 21.28 Uhr, lief über die Ticker: Lauterbach distanziert sich von Schröder. Und das bringt uns zur mindestens zweitgrößten Sauerei des Tages:
Lügen, Dreck und Video-Chat
Noch immer wird ernsthaft über eine Zwangsimpfung geschwätzt, obwohl die Nebenwirkungen jedes vernünftige Maß in Relation zur Schutzwirkung übersteigen. Was längst als Gerücht, so gut wie möglich begraben unter Unbedenklichkeitserklärungen der Impfkommissare, durchs Netz waberte, wissen wir nun ganz offiziell:
Eine Analyse von Millionen Versichertendaten der Betriebskrankenkassen BKK kommt bei den Nebenwirkungen auf erheblich höhere Zahlen als das Paul-Ehrlich-Institut. Die neuen Daten seien ein „Alarmsignal“, sagt BKK-Vorstand Andreas Schöfbeck.
Die Gesamtzahl der Nebenwirkungen liegt demnach um ein Vielfaches höher als die, die durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet werden. In einem Videotelefonat mit der Welt sagte Schöfbeck am Mittwoch: „Die ermittelten Zahlen sind erheblich und müssen dringend plausibilisiert werden.“
Schöfbeck fühle sich als Vorstand der BKK seinen Versicherten verpflichtet. Daher mache er die Daten öffentlich: „Die Zahlen, die sich bei unserer Analyse ergeben haben, sind sehr weit weg von den öffentlich verlautbarten Zahlen. Es wäre ethisch falsch, nicht darüber zu sprechen.“
Schöfflbecks Brief an das PEI hier.
Das heißt: Die Bürger sollen gezwungen werden Lauterbach-Roulette zu spielen, bei dem sie nichts gewinnen, aber viel verlieren können. Ein einmaliger, ungeheuerlicher Vorgang. Mal Annalena fragen, was das Völkerrecht dazu sagt...