Maischberger, die wissen müsste, dass Sozialdemokraten nicht mit anderer Leute Geld umgehen können, fragt dennoch: Keine Steuererhöhungen, keine Reichensteuer, aber gleichzeitig viel Geld ausgeben – wie wollen Sie das schaffen? Klingbeil antwortet: „Das kriegen wir alles gewuppt!“
Nun steht sie also, die grünsozialistische Regierung mit gelbem Klecks, und das ist auch für Sandra Maischberger und ihre rot-grünen Gäste ein Grund zu feiern, wenn es auch ein paar Dinge zu kritisieren gibt. Warum, fragt sich Frau Gammelin von der Süddeutschen Zeitung, steht über dem Koalitionspapier „Freiheit, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit“? „Freiheit als erstes – was soll das?“ Aber hieß denn nicht auch die Jugendbewegung ihrer jungen Tage die Freie deutsche Jugend (FdJ)? Eben. Der rot-grüne Herr Lobo, „der das Netz beobachtet“ (Maischberger), findet den Vertrag prima, trotz Lindner. Schon die Sprache! „Wir haben Lust auf Neues“. Neue Epoche, neue Symbole. Das und der abgeschaffte § 219a ist ein einziger „Sprung ins 21. Jahrhundert“. Herr Deppendorf vom Staatsfunk findet, dass Deutschland mit einer Drei-Parteien-Regierung nun „endlich in Europa angekommen“ ist – was könnte denn wohl schöner sein? Ja, freut sich auch Gammelin, selbst die FDP sei bereit, die EU weiter zu schmieren – sagte sie natürlich nicht wörtlich, aber sinngemäß.
Heute müssten wir endlich erfahren, ob Annalena Baerbock tatsächlich Außenministerin wird, was uns ein ganz anderes Gewicht in der Welt geben dürfte. Die SPD gibt ihre Minister erst Anfang Dezember bekannt, noch werden Frauen gesucht, was die Lage für Karl Lauterbach schwierig macht, wenn er sich nicht beim Passamt auf Karla umschreiben lässt. Dass die Grünen keinen Minister mit Migrationshintergrund aufstellten, ist für Lobo eine Katastrophe, auch Robin Alexander von der Welt habe von einer Kartoffelregierung gesprochen. Vielleicht kann die SPD ausgleichen.
Auftritt Lars Klingbeil (ohne gewienerte Turnschuhe), Berufsspezialdemokrat und bald SPD-Chef neben Saskia Antifa Esken. Sandra Maischberger, die wissen müsste, dass Sozialdemokraten nicht mit anderer Leute Geld umgehen können, fragte dennoch: Keine Steuererhöhungen, keine Reichensteuer, aber gleichzeitig viel Geld ausgeben – wie wollen Sie das schaffen? Daraufhin Lars Klingbeil mit ganzer SPD-Zuversicht: „Das kriegen wir alles gewuppt!“
Ansonsten war aus Klingbeil nichts herauszuholen, außer ein paar Dönekes über sein früheres Piercing (Olaf Scholz gefiel das gar nicht) und seinen „Freund“ Schröder, dem er viel zu verdanken hat. Als Juso-Lümmel lief er noch mit einem Plakat „Schüler immer blöder, dank Gerhard Schröder“ herum. An ihm sieht man, was aus den Schülern geworden ist.
Na gut, dann Corona. Die epidemische Lage lief bekanntlich um Mitternacht aus, was Sandra Maischberger fahrlässig findet, denn nun sei kein Lockdown mehr möglich. Oder? Ach Gottchen. Klingbeil konnte sie mit „kein Mittel ausgeschlossen“ beruhigen, außerdem gibt’s demnächst einen permanenten Krisenstab mit täglichen Sitzungen. Der alte Parteispruch „Mit der SPD keine Impfpflicht“ habe sich übrigens „weiterentwickelt“, schon wegen der steigenden Zahl der Impfdurchbrüche. Ja, so Klingbeil etwas altklug, ein Politiker könne seine Meinung ändern. Da klatschen die Zuschauer im Publikum. Und die Maischberger-Redaktion spielt ein, dass sich auch Merkel, Scholz und Spahn in diesem Sinne „weiterentwickelt“ haben.
Die Drei auf der Kommentarbank finden Impfpflicht grundsätzlich auch supi. Und laut Zählung von Zeit ist gerade der 100.000ste Corona-Tote zu melden (mit Corona oder an Corona? Gezählt wird jeder). Deppendorf kann sich „nicht an eine solche Herausforderung erinnern“, was aber wohl daran liegt, dass bei allen früheren Virusgrippe-Epidemien (googlen Sie die von 1978, etc.) nicht so ein Medientamtam gemacht wurde.
Kimmich hat nun auch Corona, was bei Maischberger irgendwie klang, als sei das die Strafe für seine Impfunwilligkeit. Frau Gammelin befürchtete kurz, das Pflegepersonal könne bei Impfpflicht kündigen, aber das sollte die Impfstimmung nicht trüben. Deppendorf schlägt vor, jeden Tag Spots und Ansprachen zu schalten, als sende der Staatsfunk nicht solche rund um die Uhr.
Bei Maischberger folgte sodann die Ansprache von Dr. Manfred Wagner (Medizinischer Direktor des Klinikum Fürth). Der sympathische Mann sieht in Corona „eine der größten Katastrophen, die wir in meinem Leben gehabt haben“, er ist allerdings noch nicht so alt. In Bayern sei die Lage jedenfalls „überspannt“, Kranke werden nach Norden und Osten ausgeflogen. In seinem Spital in Fürth ist kein Intensivbett frei. Da muss man ein wenig ins Detail gehen. Die Klinik, „ein großes Haus“ (Wagner), habe 30 Intensiv-Betten, allerdings sind nur 22 „pflegerisch betreibbar“, was schon mal ein Skandal ist angesichts einer der größten Katastrophen, die der Herr Direktor in seinem Leben gehabt haben will. Die Hälfte der Intensiven habe Corona (ob die nun wegen oder mit Corona da liegen, blieb ungefragt und unbeantwortet). Heißt auf bayerisch: 11 Covidianer, davon immerhin 3 geimpft. Wegen 11 Patienten wird nun also der Notstand verkündet, Direktor Wagner musste 3 OP-Stationen und 3 Normalstationen schließen, weil die Klinik offenbar ein Personal- und Managementproblem hat.
Da ist es billiger, den Ungeimpften die Schuld an allem in die Schuhe zu schieben, wie es sein Landesvater, der Söder Maggus, ständig macht.
Frau Prof. Protzer durfte dem Söder sodann widersprechen, schließlich hatte der in der letzten Maischberger-Sendung ihr und Professor Kekulé vorgeworfen, ihn nicht rechtzeitig vor Delta gewarnt zu haben. Nun wollte sie dem Landesfürsten nicht direkt Betriebsblindheit vorwerfen, aber taub war er wohl, denn Frau Protzer beschuldigte sich selber, womöglich „nicht laut genug“ gewesen zu sein.
Volker Wissing von der FDP sollte Maischberger dann Rede und Antwort stehen, warum das epidemische Gesetz nicht verlängert wurde (daran hat sie einen Narren gefressen), aber der Mann ist Jurist und erklärte ihr lang und breit, dass die Rechtsgrundlage des Merkel-Gesetzes, im Bundestag anstandslos abgenickt, nicht rechtssicher sei. Das verstand Maischberger wiederum einfach nicht.
Wussten Sie, verehrte Leser, dass der Impfschutz nach sechs Monaten quasi weg ist? Dass vor den Impfstationen die Rentner derzeit stundenlang frieren, um ihre Spritze zu kriegen? Oder dass die Krankenhäuser in Bayern ihre Fälle per Fax an die Landesdienststellen schicken, weil das Digitale im Land, aus dem die Bär kommt, noch nicht angekommen ist? Na, dann wissen Sie nun, wie es im besten Deutschland, das es je gab (Frank-Walter der Spalter) so zugeht…
Gute Nacht.