Hätten wir gewusst, was wir jetzt wissen...

Bei Illner

Das heißt im Klartext: Die Politik hat sich von einer hysterischen Presse und von Professoren, die schon die Schweinegrippe als Weltuntergang verkauft hatten, vor sich hertreiben lassen und womöglich das ganze Land in den Ruin getrieben.

Zunächst sah das Ganze nach einer Wiederholung aus. Thema Corona Tatütata mit Malu Dreyer, dem Virologen mit der Glatze und Ute Teichert von den Ärzten im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Nur der Maybrit Illner Sommeroutfit, passend zum eingefärbten Corona-Virus im Hintergrund, gab erste Meldung davon, dass die Sendung ganz frisch ist.

Ein weiteres Indiz war, dass Peter Altmaier in der Runde nicht Peter Altmaier war, sondern Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Homeland NRW.

Und ohne großes Drumherum – Dreyer, Teichert und Virologe Schmidt-Chanasit hatten eh nullkommagarnichts zu berichten, was berichtenswert gewesen wäre – der Laumann servierte ein paar Knaller, mit denen wir gleich beginnen wollen.

„Hätten wir gewusst, was wir jetzt wissen, hätten wir nicht so einen Lockdown gemacht.“, sagt die ehrliche Haut mit dem Bauerngesicht ohne zu Zucken, und der sich ansonsten häufig widersprechende Wirrologe nickt dazu.
Das heißt im Klartext: Die Politik hat sich von einer hysterischen Presse und von Professoren, die schon die Schweinegrippe als Weltuntergang verkauft hatten, vor sich hertreiben lassen und womöglich das ganze Land in den Ruin getrieben.

Das planlose ZDF ist zwar immer vorne dabei, wenn es ums Alarm blasen geht, diesmal aber blendeten sie eine Karte mit Infektionen ein, und man glaubt es kaum, alles im grünen Bereich! (nicht politisch gemeint) Da sagte Laumann dann, ja, man habe den Kliniken gesagt, „alle planbaren Eingriffe verschieben, bitte. Dass dann die Intensivstationen leer bleiben, das hat doch keiner gewusst.“

Die Damen, Herren und Diversen der politischen Verantwortungsgemeinschaft hatten also außer reißerischen Berichten aus Italien und China und Rauchmeldern aus dem virologischen Bereich keinerlei Erkenntnis, ließen uns aber trotzdem Zeugen ihrer wunderbaren Tätigkeitsentfaltung werden, die sie pawlowartig zur Aufführung bringen, wenn es nur Aufmerksamkeit verspricht. Spahn orderte untaugliche Billigmasken in hoher Stückzahl in China, nachdem er zuvor deutsche Unternehmen aufgefordert hatte, ebenfalls welche zu produzieren. Von denen klagen nun einige ausstehende Zahlungen ein. Söder errichtete Teststationen an der Grenze, wo dem Virus mit Klemmbrett und Bleistift zu Leibe gerückt wurde. Heiko Maas erklärt heute den Landstrich, morgen jenen zu No-Go-Areas und Merkel verzichtete so lange ganz auf Zwangsmaske, bis das Trump vorgeworfen wurde, seither maskiert sie sich bei Kameragefahr.

Malu Dreyer sagt, „wir haben ganz viel gelernt“ in der letzten Zeit. Was sie gelernt hat, sagte sie nicht. In ihrem Bundesland Rheinland-Pfalz dürfen die Kinder maskenfrei in die Schule. Das hat ihre Regierung „nach Rücksprache mit Virologen, Kinderärzten und der Schulgemeinschaft“ beschlossen. Im Homeland müssen die Kleinen die ersten zwei Wochen die Masken auch im Unterricht tragen. Aber nicht, weil die andere Virologen, Kinderärzte und Schulgemeinschaften haben, sondern, wir zitieren wieder mal Laumann, die ehrliche Haut, „Vierzehn Tage Maskenpflicht (außer Grundschulen), um Ängste zu nehmen“. Wem? Doch wohl den Laschetten in der Regierung, dass man denen in der Presse vorwirft, Laschet, du bist zu Lau, Mann.

Unfassbar! Alleine das reichte für eine Sondersendung, würde das ZDF noch Journalisten beschäftigen. Illner bemerkte die Brisanz des Offenbarungseides nicht mal, oder tat wenigstens so. Fröhlich schaltete sie zwischen dem einen und anderen hin und her, Malu wünscht sich einheitliche Entscheidungen im Bund, Laumann auch, obwohl beide jeweils das Gegenteil machen. Und was ist mit der Party in Düsseldorf mit 13.000 Besuchern? Da ist jetzt die Frage: ist das ein Festival oder ein Konzert, um das vor Gericht klären zu können. Aber so richtig versteht Laumann auch nicht, dass Fußball nicht geht, Musik schon. Malu will Karneval feiern, aber ohne Alkohol (das wird ja dann spaßig wie eine Weihnachtsfeier im SPD-Ortsverein). Der Virologe will Schnelltests.

Auf Illners Frage „Warum werden Szenarien an die Wand gemalt?“ kam Malu dann zurück, nachdem sie den Faden verloren hatte. Damit wir „gemeinsam und einheitlich“, sagte sie. Soll heißen: Der Teufel wird an die Wand gemalt, damit die Leute brav folgsam bleiben und nicht aufbegehren. Selbst den Illner-Mitarbeitern war aufgefallen, dass gerade 213 Personen von 80 Millionen auf der Corona-Intensivstation liegen und sich das Narrativ von der neuen biblischen Plage, die nur Merkel, Spahn und Söder stoppen können, nicht lange halten lässt.

Bevor aber jemand die Aktionen und Maßnahmen kritisch nachfragt – gut, ist sowieso nicht vorgesehen, kann aber mal passieren – hat die findige Virologie schon eine blitzneue These parat. Das Virus hat mutiert, und das Neue Virus ist mehr so eine Art Schnupfen. Das Neue Virus für die Neue Normalität.

Derzeit baden also die Kinder den Aktionismus unseres Staatsleitungspersonals aus und sitzen mit Masken stundenlang im Unterricht. Im brandenburgischen Rathenow – in dem Bundesland dilettiert SPD-Genosse Woidke mit Grünen und Schwarzen – wurde ein Schulleiter, der seinen Schützlingen die Masken ersparen wollte, entlassen. Den hat Illner natürlich nicht eingeladen. Statt dessen Heidrun Elbracht von der Gesamtschule in Gütersloh, die sich irgendwie tapfer durchschlägt. Mit „gesundem Menschenverstand“ und Hilfe aus dem In- und Ausland habe sie einen Plan für die schwere Zeit aufgestellt, denn „die Maskenpflicht verändert alles“. Pläne aus dem Ministerium gebe es auch, aber die seien juristisch gut abgesichert (damit nicht die Ministerin Ärger bekommen kann) und daher praktisch wertlos. Auch das Märchen von den glücklichen Kindern in guten Schulen wurde mal eben beiseite gewischt: Kleine Räume, große Klassen, wie seit 30 Jahren. Gute Nacht.

 

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