Revierkämpfe in Zeiten von Corona

Spiegel vs. Bild, Kretschmann vs. Merkel, Bodo gg. sich selbst

Jetzt, wo das mit dem Corona-Zählen weitestgehend vorbei ist, herrscht wieder die übliche Aufregung. Bild gegen Drosten, Spiegel mit Drosten gegen Bild, und der Genosse Bodo Ramelow ist falsch verstanden worden. Natürlich gibt es für ihn so etwas wie ein Zentralkomitee und Dr. Angela Merkel ist die Vorsitzende. Glück auf! Aber halt! Tanzt nun der Winfried aus der Reihe?

Ein SED-Ministerpräsident rudert nicht zurück. Selbstverständlich nicht. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ heißt die Losung. Der Bodo ist falsch verstanden worden, oder – schlimmer! – falsch zitiert. Was hat er denn nun gesagt? Der Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen behauptet weiterhin steif und fest, Ramelow habe „telefonisch mitgeteilt“ (Schreiben Sie auf, Mann!):

„Keine Verordnung mehr in Thüringen ab 6. Juni, lediglich Empfehlungen. Keine Maskenpflicht, kein Mindestabstand, Großveranstaltungen sind wieder erlaubt. Der Krisenstab wird aufgelöst. Die Verantwortung wird auf die Kommunen und Gesundheitsämter übertragen.“ Punkt. Genau so wollte Ramelow das seinem Kabinett vorschlagen, und hat es die Thüringische schon mal vorab wissen lassen.

„Im ‘Entwurf einer Verständigung des Kabinetts’ sind Mindestabstand von anderthalb Metern, Maskenpflicht und auch das Verbot von Großveranstaltungen bis 31. August dann wieder enthalten“, wundert sich der Chefredakteur. War Bodo blau? Kam ein Anruf aus dem ZK?

In der Tagesschau durfte Bodo präzisieren, was er mit den Lockerungsankündigungen wirklich gemeint haben könnte. Da wir uns aber weder für Genderphilosophisches noch für sozialistische Dialektik interessieren, zitieren wir nur den Satz von Bodo, der pars pro toto steht:Da ich nicht angekündigt habe, dass wir Großveranstaltungen zulassen wollen, kann ich auch nicht ankündigen, dass ich irgendwie zurückrudere.“ Außerdem sei er „immer wieder falsch verstanden“ worden.

Kaum ist der eine Altlinke aus dem Westen (Bodo ist ein ver.di-Gewächs) auf Merkelkurs gebracht, muckt der nächste BRD-Altlinke auf. Winfried Kretschmann, von den Kommunisten zu den Grünen rübergemacht, stellte sachlich richtig fest, dass die Corona-Maßnahmen Ländersache seien, und Merkels Ratschläge verzichtbar. Gut, so Kretschmann, dass „keine weiteren Konferenzen geplant sind, weder von der Bundeskanzlerin noch vom Kollegen Söder“.

Ach der Söder, Markus. Dem gefällt’s einfach zu gut mit diesem Corona. Hier strenge Bußgelder, da ein Zuckerl hinter die Masken geschoben. Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen sollen bald wieder möglich sein. Mit di Original Mundmaskenblosn.

Das Dementi, das keines ist.

„Drosten-Studie grob falsch“ schimpfte gestern Bild, der Corona-Papst hatte „besseres zu tun“, als darauf zu antworten, immerhin hat Drosten dann wohl die Zeit gefunden, die Kronzeugen des Bild-Berichts zu kontaktieren, die sich nun per Twitter beklagen, zitiert worden zu sein. Der Spiegel führte mit einem von ihnen, dem in den USA arbeitenden Statistikprofessor Jörg Stoye, ein Interview, das er vielleicht besser nicht geführt hätte. Denn dass sich der „vermeintliche Kronzeuge des Boulevardblatts von der Berichterstattung distanziert“ (Spiegel), kommt nicht wirklich dabei heraus.

Zwar will Statistiker Stoye „nicht Teil einer Bild-Kampagne sein“, „schon gar nicht in diesen aufgeheizten Zeiten“. Ja, Bild habe Zitate von ihm aufgegriffen, aber „die stammen aus einem Aufsatz, den ich auf Englisch verfasst habe und den Bild dann recht freihändig übersetzt hat“.

Spiegel: Laut „Bild“ gehen Sie „hart mit der Drosten-Studie ins Gericht“.
Stoye: Na ja. Was heißt hart. Es ist ein wissenschaftlicher Fachaufsatz.

Herrlich. Freunde des gepflegten Aneinandervorbeiredens sollten das ganze Stück lesen.

Lecker, lecker...

Die Frankfurter Allgemeine Woche, ein Rohrkrepierer aus dem Hause FAZ wird eingestellt. Bei der Redaktion des früher mal bedeutenden Stern wird Kurzarbeit „geprüft“. Schade, dass diese Medien in Hamburg und Frankfurt, aber nicht in Wien erscheinen. Sebastian Kurz lässt über seine Medien einen warmen Geldregen niedergehen, der, wenn man ihn auf die BRD hochrechnete, selbst unseren verwöhnten GEZ-Staatsfunk erschauern ließe. 30 Millionen Euro Corona-Sonderförderung, nach Auflagenzahlen gestaffelt, werden als Zuckerl gereicht, dazu fast 200 Millionen, die sowieso schon in Form von Anzeigen geschaltet werden. Kein Wunder, dass die dem Kurzi aus der Hand fressen...

Die britische Arzneimittelbehörde hat das noch in der Testphase befindliche Medikament Remdesivir für die Behandlung von Corona-Patienten zugelassen. SPAET-Leser kennen das mögliche Corona-Wundermittel bereits seit dem 23. März.

 

7 comments

  1. Krufi 26 Mai, 2020 at 20:45 Antworten

    Hierzu passt folgende Artikel: „Neuer Gegenwind für Merkels Corona-Regime: In Berlin setzt das Landesverfassungsgericht sämtliche Corona-Bußgeldvorschriften vorläufig außer Kraft; ab sofort darf damit kein Bußgeld mehr verhängt werden, selbst wenn jemand die geltenden Kontaktvorschriften ignoriert. Und: Immer mehr Länder gehen gegen den Groko-Zentralisierungskurs auf die Barrikaden.“

    Ja, ja die Landesfürsten proben anscheinend den Zwergenaufstand. Sobald unsere Sonnenkönigin und Machthaberin ein Machtwort spricht, fallen die doch alle wieder um. Kennen wir zu Genüge.

    Ich verstehe auch die Landesfürsten nicht. Sie könnten doch im Windschatten von der Kanzlerin Punkte sammeln, denn eine Mehrzahl der Deutschen ist einer Umfrage zur Folge mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung zufrieden. Und die meisten Schlafmichel setzen Bundesregierung mit Frau A.M. gleich. Also nur der Sonnenkönigin folgen und alles wird gut. Der Kaiser der Alpenrepublik, sprich Söder, hat es anscheinend verstanden und verinnerlicht.

    • Horst Schlämmer 27 Mai, 2020 at 08:25 Antworten

      Bin mit ihrem Kommentar voll d’accord, bis auf den letzten Absatz.
      Söder ist Franke, kommt also aus der Pufferzone zwischen Bayern und Piefkeland.
      Die Alpenrepublik ist Österreich, Bayern hat nur 3 Prozent Alpenanteil.
      Söder will seit Corona-Anfang auf der Welle ganz oben mitschwimmen, als gelernter Opportunist weiss er,solche Ereignisse zu nutzen.
      Ob er als Nichtpiefke eine Chance hat,die FDJ-Ikone zu beerben,ist sehr unwahrscheinlich.
      Seine Position in Bayern hat er gestärkt, da ist , so wie auch bei Merkel im ZK ,keine Konkurrenz zu befürchten.
      Merkel, die ewige Staatsratsvorsitzende,Söderismus in Bayern,das Unheil setzt sich fort.

      • Krufi 27 Mai, 2020 at 18:36 Antworten

        Herr Schlämmer, ja ich gebe Ihnen Recht. Mit Alpenrepublik habe ich geographisch übertrieben. Können wir uns auf „Bayerische Alpenrepublik“ einigen?

        Ich wohne ja in der „Nachbarschaft“ von Herrn Söder (Landkreis Fürth) und bin auch Franke. Söder ist für mich auch ein Populist. Sie haben Recht, seine Position ist gestärkt und weit und breit keine Konkurrenz zu sehen. Da fehlt halt eine zweite Frau Pauli.

  2. Paula 27 Mai, 2020 at 09:19 Antworten

    Ach der Söder, Markus. Dem gefällt’s einfach zu gut mit diesem Corona.

    ——-
    Mehr gibt es hierzu nicht mehr zu sagen. Er hat fertig. Grundschüler haben in Bayern 2 Stunden Schule. Da greift man sich doch nur noch an den Kopf.

  3. Kurt Franz 27 Mai, 2020 at 09:44 Antworten

    “Kein Wunder, dass die dem Kurzi aus der Hand fressen…”
    Und ich frage mich jetzt, warum die deutschen Medien der Merkel mindestens genauso aus der Hand fressen wie dem Kurzi, obwohl sie doch gar nichts dafür bekommen. Oder sollten die etwa doch… wie in Österreich…? Nur halt ganz klammheimlich nach bewährter Merkelmethode (tricksen, tarnen, täuschen)? Nein, DAS kann ich mir nun wirklich partout und überhaupt nicht vorstellen in diesem Musterland der Demokratie. 🙂

    P.S. In Prabels Blog erschien gestern ein lesenswerter Gastbeitrag von Helmut Roewer, der sich mit von ihm (und zum großen Teil auch von mir) regelmäßig gelesenen Blogs befasst. Und mit welchem Blog beginnt er wohl? Zitat: “… griffiger Information zum Geschehen in leicht zu erfassender Kürze, gepaart mit beißendem Kommentar in einer von Paetow meisterlich beherrschten Sprache.” Und das ist nicht das einzige Kompliment zu den Spaet-Nachrichten und ihrem Autor. Ich stimme dem voll und ganz zu.

  4. ETIAM SI OMNES, EGO NON 27 Mai, 2020 at 12:10 Antworten

    Der Chef der Räterepublik Thüringen, vormals Freistaat und seit dem Merkelputsch Demokratiefrei-Staat, ist selbstverständlich zurückgerudert. Das hat seine Patronin genutzt, um ihrerseits die Zügel wieder anzuziehen. Kaum hatte ich sie an dieser Stelle gelobt, in Kant’scher Feinsinnigkeit verbindliche Empfehlungen statt Geboten installieren zu wollen, verlangt sie inzwischen laut Videotext des Staatsfunks Hamburg wieder strenge Anordnungen statt Laisser-faire. Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln – Merkelsche Beliebigkeit eben oder was geht mich mein Quatsch von gestern an.

    Wer die Gedankengänge des unfassbar genialen Journalisten Nikolaus Blome – bis Ende 2019 stellvertretender Chefredakteur und Politik-Chef des unfassbar seriösen, kompetenten Politikmagazins “Bild” zur Destruktion einer Partei mittels Infiltration durch andere Parteien kennenlernen möchte, dem sei der Artikel “Merkels Schuld und Chance” in der SPO-Ausgabe vom 25.05.2020 empfohlen.

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