Die Mörder sind unter uns

Gestern Augsburg, Stuttgart… morgen…

Der Mord von Augsburg im Spiegel der behördlichen und politischen Sprachverwirrung. Oder wie George Orwell sagte: Der große Feind einer genauen Sprache ist die Unaufrichtigkeit.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet von Bayerns Horst die klarste Aussage zum Mord in Augsburg zu hören ist? „Was mich wirklich aufgewühlt hat, ist, dass in Augsburg ein friedfertiger Bürger totgeschlagen wurde, schlichtweg totgeschlagen wurde“, sagte Seehofer. Das war es dann aber schon mit staatlicher Klarheit.

Zunächst mussten sich die Mediennutzer ihr eigenes Bild aus journalistischen Textbotsteinen zusammensetzen. Eine 7-köpfige jugendliche Tätergruppe, zwei ältere Opfer, davon eines tot, ein weiteres Opfer verletzt? Da muss man entweder unbelesen und vorurteilsfrei sein wie eine Annalena oder dreist wie eine tiefrote Katja, um sich da keinen Reim drauf machen zu können. Das einzige, was gegen Vorurteile und Blödheit wirken könnte, wären klare Informationen. Nur – wo gibt es die? Etwa beim bayerischen Polizeiinspekteur Harald Pickert, der vor wenigen Wochen erst die Beamten zum sensiblen Umgang mit diskriminierenden Bezeichnungen im Dienst angehalten hat? (Allen Fakten zum Trotz.) Dem Mann zufolge darf man Sinti und Roma nicht mehr Sinti und Roma nennen, selbst wenn Sinti und Roma seine eigene Brieftasche klauen würden. Immer, also auch wenn tausend Asylanten mit Macheten dem Herrmann sein Innenministerium auseinandernehmen, informieren die Polizei-Pressestellen „im Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und verfahren bei der Nennung von Nationalitäten „sehr bedacht und sensibel, teilte das bayerische Innenministerium auf Anfrage mit. Das führt dann logischerweise dazu, dass die Menschen ihre Additionen ohne behördliche Anleitung machen.

Und schon jammert Augsburgs Polizeipräsident Michael Schwald: „Wir mussten aber auch in den letzten drei Tagen in den sozialen Medien teilweise unerträgliche Anfeindungen entgegennehmen.“ Den Behörden sei Vertuschung vorgeworfen worden. Nun, wer einmal im „Bewusstsein seiner gesellschaftlichen Verantwortung“ vertuscht, dem glaubt man halt nicht mehr, Herr Präsident.

Dem Vertuschungsverdacht Vorschub leistete dann schnell das Kondolenzschreiben des Augsburger CSU-Oberbürgermeisters Gribl (wir mussten extra nachschauen, ob der nicht doch in der SPD ist), das mit den Worten schließt: „Ich danke allen, die jetzt solidarisch Haltung zeigen und sich zu Gewaltfreiheit und unseren Werten bekennen.“ Worte, die nahelegten, der Mann wusste bereits mehr über die Täter. Außerdem ließen sie am Verstand des studierten Rechtsanwalts Gribl zweifeln. Ein Mann wird totgeschlagen, und der OB-Jurist verliert sich in „unseren Werten“?

Anscheinend war man sich in der Landeshauptstadt München der Brisanz des Themas schnell bewusst. Zwei Pärchen, die nach einem Weihnachtsmarkt- und anschließendem Restaurantbesuch in der Innenstadt von marodierenden Verbrechern überfallen werden – da ist besondere Eile bei der Aufklärung geboten. Eine 20-köpfige Sonderkommission löste den Fall dann auch in Nullkommanix. Die 7 Verbrecher sitzen.

Natürlich ist nicht nur der 17-jährige Hauptverdächtige aus Augsburg „polizeibekannt und in den vergangenen Jahren schon mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten“. Allerdings nur mit so „jugendtypischen Delikten wie Körperverletzung“, so der Augsburger Kripochef Gerhard Zintl. Ach ja, und der Mutmaßliche hat sowohl die türkische, die libanesische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Ein zweiter Festgenommener, ebenfalls 17, hat sogar die italienische. Hah! Also kein „Flüchtlingshintergrund – wie er unmittelbar nach der Tat in sozialen Netzwerken vielfach unterstellt wurde“, triumphiert der gute Beamte. „Und die anderen fünf?“ könnten wir jetzt erwidern, aber wohin soll das führen?

Das juristische Verfahren läuft nun wie üblich an. Streetworker, Psychologen stehen bereit. Der Anwalt des Hauptverdächtigen mit den zahlreichen Pässen lässt schon mal ausrichten: „Mein Mandant sagte, dass es ihm Leid tut, dass sowas passiert ist, und er steht für weitere Aufklärung zur Verfügung. Er war schon fassungslos.“ Am Ende macht die Juxtiz daraus wohl einen bedauerlichen Unfall...

+++ Die behördliche Sprachverwirrung lieferte am Wochenende weitere Beispiele. Der Mann, der einem Polizisten am Münchner Hauptbahnhof ein Messer in den Hals rammte, sei „ein 23-jähriger Deutscher aus München“. Aber was heißt das schon im 14. Merkeljahr?

+++ Vom 37-jährigen Mörder, der in Stuttgart eine 77-jährige Frau auf offener Straße totstach, wissen wir immerhin, dass er „hochdeutsch gesprochen“ hat. Dann kann es ja schon mal kein Schwabe gewesen sein, die können ja alles, außer...

 

Dem Opfer des Verschissmus

Ein anderes Verbrechen soll hier nicht unterschlagen werden. „Zwei Unbekannte haben in der Nacht das Willy-Brandt-Haus in Berlin mit Farbe besprüht. (Und zwar nicht mit roter, sondern mit grüner und gelber!) Laut Polizei konnten die Täter flüchten. Der Staatsschutz ermittelt.“

Ralf, du Opfer des SPD-Verschissmus – warst du das? Inglourious-Bestards-mäßig? Stegner gibt sich völlig unbeteiligt und lässt uns am frühen Montagmorgen wissen „Heutet im wesentlichen diverse Gesprächstermine im Kieler Landeshaus.“ (Schreib-Fehler vom Ralf) Und der Musiktipp aus Bordesholm? Nix Morricone mit der traurigen Mundharmonika und dem Lied vom Tod sondern „Always Look On the Bright Side of Life“.

 

12 comments

  1. Tobi K. 9 Dezember, 2019 at 21:20 Antworten

    Da muss ich Ihnen zustimmen. Als wären die mittlerweile unzähligen Taten nicht schon schlimm genug. Nein, die Relativierungen von Politik und besonders den Staatsmedien sind noch schlimmer und kaum auszuhalten. Das beginnt immer schon wenige Minuten nach der Tat in den (a)sozialen Medien. Und die Justiz verdient ihren Namen gar nicht mehr. Durch Überlastung, Unfähigkeit und (politische) Weisungsgebundenheit werden entweder gar keine Anklagen erhoben, Verfahren eingestellt oder solange verschleppt, bis sich alles in Luft auflöst und selbst Schwerstkriminelle und Intensivtäter wieder auf die Bevölkerung losgelassen werden. Aber wehe du schuldest diesem Staat Geld. Dann bekommst du die volle Härte zu spüren. Da werden plötzlich ungeahnte Mittel frei.

    Dass unsere Politiker, die pervers-hörigen Medien und allen voran unsere Bundesmerkel überhaupt noch in den Spiegel sehen können. Sie sind die Hauptschuldigen für die vielen unschuldigen Opfer! Und mit jeder Tat, die geschieht, laden sie sich mehr Schuld auf. Die können nur froh sein, dass die Deutschen ein lahmarschiges Volk sind, sonst wäre längst Tabularasa im Palast. Aber die Zeit wird kommen, wo sich der Wind wieder dreht. Und die Welt ist zu klein, um sich vor der Verantwortung zu verstecken. Das sollten sich allehinter die Ohren schreiben: von ganz oben bis ganz runter zu den willigen Handlangern.

    Wenn ein Staat seine Bürger nicht mehr schützen kann oder will, wird sich der Bürger eines Tages selbst schützen! Und wenn das so gewollt ist, laufen wir geradewegs in einen Bürgerkrieg. Und was das heißt, kann sich heute noch niemand auch nur annähernd vorstellen.

    • Barbara Blume 9 Dezember, 2019 at 23:58 Antworten

      Ebenso wie Herr Paetow: auf den Punkt gebracht!

      Mein Wunsch in diesem Fall: höchste Strafe (vermutlich wenig genug), dann Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft und in die Türkei abschieben !!!

      Ich weiß… es ist nur ein Traum!

  2. Emmanuel Precht 9 Dezember, 2019 at 22:32 Antworten

    Und wenn wir uns nun fragen, ob Schwätzperte Pfeiffer schon zum Thema pfoff. Er pfoff. Alles wird besser, obwohl es ja nie schlimm war und mit ein wenig Verständnis ist alles zu begrüßen. Hab ich mal gelesen der sei in der SPD heimisch? Das ist ja die Partei die sich rührend um die einfachen Menschen “im besten … je gab”, kümmert. Und die Augsburger? Die staksen mit Schildern umher (Zombies?). Darauf ist nicht etwa zu lesen: “Wir zahlen Steuern damit ihr unsern Lebensraum sicher macht”. Nö, da steht unter anderem zu lesen: “Wir lassen uns nicht verhetzen” Ein bischen blöd schon, aber sehr sehr brav (Zombies?). Wohlan…

    • Barbara Blume 10 Dezember, 2019 at 00:05 Antworten

      Den Schwätzperten Pfeiffer habe ich auch gehört… der sollte mal in den Ruhestand gehen!
      Das regt mich alles inzwischen so richtig auf, dass sich mein Magen verkrampft, wenn ich solch einen unverschämten Mist höre! Unfassbar !

  3. Luisa Nemeth 9 Dezember, 2019 at 22:44 Antworten

    Man muss schon sehr sensibel sein, um solch mörderische Realsatiren schreiben zu können. Bei TE seit Jahren und jetzt auch noch bei SP bewundere ich Ihre Nervenkraft, die uns die Hölle, in der wir leben, aushalten läßt. Danke.

  4. Armin V. 9 Dezember, 2019 at 23:00 Antworten

    Wäre der Augsburger kein Beamter gewesen, hätte es nicht einmal eine Pressekonferenz gegeben.

    Hat sich eigentlich schon Erika dazu gemeldet?

    • Tobi K. 10 Dezember, 2019 at 09:39 Antworten

      Frau Merkel leidet an einer sich fortentwickelnden Affektstörung, die sie, sollten deutsche Opfer zu beklagen sein, stets in eine Sprach- und Sichtbarkeitsapnoe fallen lässt. Diese Frau ist in jeder Hinsicht erkaltet. Für sie zählen nur Macht und Ideologie. Da haben Kollateralschäden, wie getötete und vergewaltigte Deutsche genauso wenig Platz, wie die permanente Angst der eigenen Bevölkerung im öffentlichen Raum. Merkel ist eine graue Eminenz voll von innerer Gefühlskälte.

  5. Walter Ulrich 10 Dezember, 2019 at 09:41 Antworten

    Wenn brutale Täter, insbesondere “Messermänner” und “Gruppen junger Männer”, eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, wird das natürlich immer sofort hinausposaunt, haben sie hingegen eine ausländische, herrscht meist Schweigen im Walde. Damit will man natürlich Kritik an der Masseneinwanderung unterbinden, Ausländerfeindlichkeit verhindern und Vorurteile bekämpfen. Aber bewirkt man damit nicht das genaue Gegenteil? Wenn die deutsche Staatsangehörigkeit eines Messer- und/oder Gruppen-Täters besonders hervorgehoben wird, stelle ich mir spontan zwei Fragen:
    1. Welche Staatsangehörigkeiten(en) außer der deutschen hat er sonst noch?
    2. Hat er einen “einschlägigen” Migrationshintergrund?
    Dass es auch deutsche Mörder ohne Migrationshintergrund gibt, ist unbestritten. Aber haben wir nicht schon genügend Kriminelle in Deutschland? Müssen wir immer mehr zusätzliche Risiken aus “Hochriskoländern” nach Deutschland importieren?
    Nein, wir müssen das nicht, aber wir tun es (leider).

  6. DemWalterseinWeidenvogel 10 Dezember, 2019 at 11:24 Antworten

    Der Hass ist vom Gefühl zur Tat geworden
    er steht jetzt gleich mit rauben oder morden
    Früher hätt man bloß gelacht
    doch der Witz, der wurde wahr gemacht
    Gerüchte ziehn schon ihre Kreise
    mit rülpsen wär es bald in gleicher Weise
    Der ordinäre Magenwind
    der nur geräuschvoll seinen Weg nach draußen find
    Soll nimmer mehr geduldet sein
    das leuchtet doch auch wirklich ein
    Wer Menschliches so justiziert
    der hat vom Menschsein nichts kapiert
    Wo Spinner solcherlei Gesetze machen
    da hat das Volk bald nichts zu lachen

  7. Volker G. 10 Dezember, 2019 at 11:51 Antworten

    @Barbara Blume: M.W. sollte die bayerische Polizei auf Anweisung eine Zeit lang den Begriff “mobile ethnische Minderheit” verwenden. 😉 Ob das momentan noch so gehandhabt wird, weiß ich nicht.

  8. Frank R. 10 Dezember, 2019 at 20:00 Antworten

    Werter Herr Spaet,
    laut beiläufigen Meldungen haben alle festgenommen Personen, welche Roland S. totgeprügelt und/oder seinen Bekannten schwer verletzt haben sollen, einen sog. Migrationshintergrund:

    1x türkisch-libanesisch
    1x italienisch
    5x türkisch

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