Es spricht der Genosse Präsident

Und Franz Josef Jung will mehr Geld

Frank-Walter, der Spalter, will einen noch entschiedeneren Kampf der Großen Koalition gegen Rechtsextremismus (zusätzlich zu den Hundert Millionen für Links!). Weil er aber weiß, dass die Diskussionen über Führung, Strategie und inhaltliche Orientierung Union und Sozialisten alle Kraft raubt –  schreitet er selber zur Tat.

Heute geht es also um den 12. Mann im Amte des Bundespräsidenten. 12 Apostel, 12 Geschworene bei den Angelsachsen, 12 Sterne auf der EU-Fahne, 12 Sternzeichen, 12 Stunden-Tag, ein 12er-Gremium bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien – wer würde die mythische Bedeutung der Zahl 12 bestreiten wollen? Und Frank-Walter trägt die Rückennummer 12 als Präsident, kann das Zufall sein?

Wie so oft in einem Helden-Epos gibt der Auserwählte zunächst kaum Hinweise auf seine Exzellenz. Noch vor zehn Jahren urteilte die Zeit über Frank-Walters damaligen neuen Job als SPD-Oppositionsführer im Bundestag: „Steinmeier hat nicht das Zeug dazu.“ Und begründete dieses strenge Verdikt so: „Kampfgeist, Leidenschaft, Tempo, Autorität und unbändige Angriffslust, das zeichnet große Oppositionsführer aus; ... Ein solcher Steinmeier wurde dem Land noch nicht bekannt gemacht.“

Aber besondere Zeiten fordern eben auch besondere Steinmeiers, und so verlässt Frank-Walter wieder einmal die vorgeschriebene parteipolitische Neutralität seines derzeitigen Amtes und will den Genossinnen und Genossen zeigen, dass er sehr wohl über Kampfgeist, Leidenschaft und dingens verfügt – Art. 21 Abs. 1 GG ist ja im Grunde nur eine Empfehlung, wie das Waffenverbot bei Clanhochzeiten.

Die Logik ist jetzt etwas schwer verständlich bei Frank-Walters Ausführungen, aber es kommt ja auf den Geist an, in dem seine Gedanken Worte wurden. Also: ‘Bürgertum, Rechtsstaat und individuelle Freiheitsrechte gehörten zusammen. „Wer sich in dieser Tradition sieht, der kann nicht gleichzeitig einem ausgrenzenden, autoritären oder gar völkischen Denken huldigen. Das ist das Gegenteil von bürgerlich: Es ist antibürgerlich.“‘ Das macht natürlich überhaupt keinen Sinn, was Frank-Walter da sagt, aber sagen will er eigentlich: Die AfD ist nicht bürgerlich, Gaulands Hundekrawatte hin oder her. Bätschi!

Vielleicht versteht man es ja anders besser. Frank-Walter: „Jede Partei muss sich entscheiden, wo sie stehen will: entweder völkisch kollektivistisch oder aufgeklärt bürgerlich. Beides gleichzeitig geht nicht.“ In der Tat, aber völkisch kollektivistisch? Hat sich die 12 etwa mal wieder in der Zeit vertan? Das bedrohliche Problem unserer Tage ist eher das Sozialistisch-Kollektivistische gegen das aufgeklärt Bürgerliche. Und was ist für Frank-Walter, den Verwalter, bürgerlich?

‘Das Bürgerliche zeige sich „in der Verteidigung der Freiheit, der Anerkennung des Individuums und damit auch im Respekt vor Andersdenkenden“, so Steinmeier.‘ Freiheit, Respekt vor Andersdenkenden – demnach ist die SPD also nicht mehr bürgerlich? Aber es geht doch gar nicht um die SPD, oder doch?

„Um diese Haltung geht es.“ Wie? Welche Haltung jetzt? Das sagt er nicht, der Frank-Walter, statt dessen: ‘Demokratie lebe von der Kontroverse und brauche auch den Streit: „Aber Frust ist kein Freifahrtschein für Menschenfeindlichkeit.“ Wir stehen auf dem Schlauch. Vielleicht ist die Nummer 12 doch nichts Mythisches, sondern nur eine Zahl?

(Alle Zitate aus dem Spiegel, der ganze Sermon hier.)

 

Aus parteipolitischer Neutralität gehen wir nun zur CDU. Franz Josef Jung ist schon ein armer Hund! Nach einem bewegten Leben in öffentlichen Ämtern (Minister hier, Minister da) muss der 70-jährige Hesse nun mit 4.517 € im Monat sein Dasein fristen, 75.000 € verdient er sich jährlich dazu – und hoffentlich ist wenigstens sein Job im ZDF-Fernsehrat kein Ehrenamt, sondern gut honoriert. Um der finanziellen Misere Herr zu werden, klagte Jung kürzlich und vergebens auf eine Erhöhung seiner Bezüge, was ihm in seinen Augen nicht nur keine Gerechtigkeit sondern dazu noch Hohn und Spott widerfahren ließ.

Jedenfalls leidet Franz Josef unter Bad Press, wie Medienberater sagen würden, von denen sich Jung aber offensichtlich keinen mehr leisten kann, ein solcher hätte längst das komische Wikipedia-Foto ausgetauscht, auf dem Jung so überrascht grinst, als habe ihn jemand plötzlich bei den Cojones gepackt.

Wenigstens hat er jetzt einen Weg gefunden, um die Raffke-Schlagzeilen ein wenig in den Hintergrund zu schieben. Als Fernsehrat rügte er das ZDF, seine Journalisten „würden sich oft nicht gründlich auf Gespräche mit AfD-Vertretern vorbereiten“. Wahrscheinlich nutzt Jung das öffentlich-rechtliche TV nur als schnell wirkende Einschlafhilfe, sonst wüsste er, dass keine Stunde vergeht, ohne dass im ZDF vor der AfD gewarnt wird. Jungs unsinniger Vorwurf fand aber wie erwartet doch Verbreitung. Noch wirkungsvoller in eigener Sache wäre es gewesen, wenn Jung sozusagen exklusiv eine AfD-freundliche Berichterstattung im ZDF beklagt hätte und nicht im Chor mit Berufslinken von „Umwelt“- und „Wohlfahrts“-Verbänden, sowie der Thüringer SED.

 

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