Manfred Weber ist ein wenig so, wie diese EU: Kennt man nicht wirklich und braucht man auch nicht wirklich. Aber nun hängen halt seine Bilder an Straßen und Wänden, und wir haben ihn uns genauer angeschaut.
Wenigstens hat er was Anständiges gelernt, der Manfred, seinen Ingenieur hat er gemacht, droben in Minga, wie sie ihre Hauptstadt nennen in Niederbayern. Aber dann wurde doch nur ein Politiker aus ihm, der Weber Manfred hockt für die CSU bei der EU in Brüssel.
Warum wird einer Politiker? Wegen Auschwitz (Heiko), wegen Willy Brandt (die meisten Genossen), weil er sonst nichts kann (Martin und die anderen Genossen – hmm, oder war’s umgekehrt?), wegen Macht und Karriere (die meisten Unionisten), weil’s die Eltern so bestimmt haben (die anderen Unionisten). Wegen Klima (die meisten Grünen), wegen der Türkei (Claudia), wegen Klima und Türkei (Cem). Weil sie die Nase voll haben von allen obigen (die AfDler).
Und Mampfred*? (*sorry, wir hatten noch ein Brötchen...) Unbekannt. Er sagt „für Niederbayern und für Europa“. Aber das heißt nichts. Wie „für Castrop Rauxel und Europa“ oder „für Niederhatzkofen und Gerechtigkeit“. Alles Esperanto. Also weiter. Ist Manfred Weber ein feiner Kerl? Wir haben Google gefragt, aber Google hat immer „feiner“ gestrichen. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie verzweifelt die Werbeagentur um einen passenden Slogan für Manfreds laufenden Europa-Wahlkampf gerungen und schließlich erschöpft aufgegeben hat. „Tu was! Für Europa.“ Wer jetzt? Ich? Für Manfred, den ich nicht kenne? Da hat man schon keine Lust mehr auf Europa. Oder auf Manfred.
Die Augsburger Allgemeine versuchte Ende letzten Jahres ein wenig Stimmung für ihn zu machen, und das war in der Tat saukomisch. Ausgerechnet der Manfred vermag Säle zu rocken, stand da geschrieben (allerdings mit der Einschränkung „so sagt Weber selbst“), denn er war „20 Jahre lang Gitarrist und Einheizer der Drei-Mann-Band ‚Peanuts’“. Oh Mann! Gitarre spielen lernte er bei einem Teufelskerl namens Pastor Maier. Kein Wunder, dass „der sonntägliche Gottesdienstbesuch für mich unverzichtbar ist“. Seine wilden Rock’n’Roll-Jahre verbrachte der wilde Herzbube Manfred zwischen Katholischer Landjugend und dem Bläserkreis im Pfarrheim der St.-Andreas-Gemeinde. Dort hat er dann gewartet – die AA schrieb „er hat eigentlich immer gewartet“, bis ihm Posten und Aufgaben von außen angetragen wurden und seine Wahl sicher war.
Heute beherrscht der Rocker aus Niederbayern „alle Tricks, auch die schmutzigen“, und er kann bei Entscheidungen „brutal hart“ sein. Dem Soros spendierte er Millionen Steuergelder für dessen obskure Universität, den Orban mag er aber auch nicht richtig fallen lassen vor Webers möglicher Wahl zum Kommissionspräsidenten, für die er Orbans Stimmen bräuchte. „Extremistische Webseiten“ müssten „europaweit gebannt werden“, hat Weber mal gefordert, nur welche meint er damit? Sein leeres Versprechen, 2018 sei das Jahr für die „finale Lösung der Flüchtlingsfrage“ auf EU-Ebene, wurde hauptsächlich deswegen kritisiert, weil sich ein Spiegel-Sensibelchen dadurch an die „Sprache des Nationalsozialismus“ erinnert fühlte. Dann wiederum schlug Weber „ein umfassendes Resettlement-Programm“ vor, was uns direkt an Stalin erinnert.
Zuletzt fiel er auf, weil er 5 Millionen Bürger, die eine Petition gegen die Urheberrechtsreform unterzeichneten, nicht einmal ignorierte. Was kann man Gutes über Manfred sagen? Er ist nicht so laut wie Schulz, nicht so simpel wie Schulz und er hat wohl auch noch nicht in die EU-Kasse gegriffen. Und er forderte mal (vergeblich) ein kostenfreies Interrailticket für junge Menschen in Europa. Da hätte er vielleicht kämpfen sollen, mit einem Weber-Ticket hätte auch er politisch weit kommen können.
Vom Großen und Ganzen aber versteht der Manfred leider nichts. Die AfD gefährde Arbeitsplätze und die Möglichkeit, „unsere europäischen Werte global durchzusetzen“, schwätzte er sinnfrei bei der Programmvorstellung der Union, was Henryk Broder so kommentierte: „Der hat nicht nur einen an der Klatsche, sondern gleich einen ganzen Katalog an Scherzartikeln.“
Selbst wenn die Union bei der Europawahl halbwegs... beim Kungeln um den Job von Schonklod, the Drunker, könnte ihm Merkel eins auswischen, sie soll mit der Dänin Margrethe Vestager liebäugeln, die, wie sie, aus einer evangelischen Pastorenfamilie stammt und als Wettbewerbskommissarin selbst gegen Google zu Felde zieht.
Dann muss er halt so lange warten – Sie erinnern sich, „er hat eigentlich immer gewartet“, bis ihm neue Posten und Aufgaben von außen angetragen werden und seine Wahl sicher ist.