Ein Beschwörungstheoretiker, eine Lügelfeder
& ein „erfolgreicher Kevin“

Das Wichtige vom Tage

+++ Er ist wieder da. Aber diesmal hat Lügelfeder Claas Relotius nicht selber geschrieben, er hat schreiben lassen. Von einem Rechtsbeistand. Und schon ist es nicht halb so schön geschrieben, so dicht, so berührend wie früher. Sondern juristisch kalt wie ein Vodka on the Rocks ohne Vodka.„Tatsächlich hat unser Mandant den bis dahin auf seinem Konto eingegangenen Spendenbetrag von insgesamt über 7000 Euro aus eigenen Mitteln auf 9000 Euro aufgestockt und (...) an die Diakonie Katastrophenhilfe (...) überwiesen“, so zitieren wir ein „Nachrichtenmagazin“, das wiederum aus dem Anwaltsbrief zitiert. Da steht dann auch: Relotius werde allen Spendern ihr Geld zurückerstatten. Ja, wie jetzt? Er hat das Geld gespendet UND will es zurückerstatten? Ein Logik ist das! Verstehen wohl nur Juristen. ++

Der Spiegel setzt unterdessen seine gewohnt sachliche Arbeit fort. Was uns allerdings irritiert: Die meistgelesene „Story“ des Tages war bei SPON gegen Abend „Stars 2018: Küren Sie den schönsten Promi-Look des Jahres.“ Trotz Scoops wie ‘Annekret beliebter als Merkel‘. Bedeutet das jetzt eine journalistische Kompetenzverschiebung? +++

+++ Wie Sie wissen, streifen wir gelegentlich auf der Suche nach Wahrheiten auch durch etwas abseitige, bei manchen gar verbotene Blätter-Wälder und siehe da, auf einem Portal unter Wladimir Putins Einfluss fanden wir die schöne Meldung „Macron geht nur noch geschminkt aus dem Haus“. Damit man ihm nicht ansieht, wie schwer er unter den Gelb-Westen leidet. Und während unsere Gedanken ein wenig abschweiften und uns Bilder einer verlassenen Tunte mit schwer verheulten Augen suggerierten, lasen wir, dass nicht Vlads Schreibagenten sich die Story ausgedacht hatten, sondern dass sie „Le Soir“ zitierten. Trotzdem: Es ist unsere Pflicht, gegenzuchecken, und im Archiv fanden wir einen Bericht aus dem Jahre 2017, demzufolge Emmanuel Macron in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit 26.000 Euro für Make-up ausgegeben hat. Und da lagen die gelben Westen noch im Kofferraum. +++

+++ Das Beste am Schluss: Manch’ einer weiß um den Bärendienst, den einem die Eltern in ihrer Freude über das Erscheinen des Nachwuchses mit der Wahl des Vornamens geleistet haben. Dieter Bohlen hieß beispielsweise Dieter Günther Bohlen, hat sich aber den Zweitnamen „Günther“ aus dem Pass streichen lassen. (Was der Autor dieser Zeilen jetzt gar nicht nachvollziehen kann, denn auch er heißt vollständig Stephan Günther Paetow.) „Adolf“ mag durchaus als Strafe gemeinhin anerkannt sein, und „Kevin“ gilt bei Spöttern eher als Programm, denn als Name. Bis jetzt! Denn wir lasen gerade, dass Juso-Chef Kevin Kühnert dem Namen aber „einen Riesendienst erwiesen habe, weil er ein erfolgreicher Kevin ist, ein Kevin, der es zu etwas gebracht hat.“ Erfolgreicher Kevin, der es zu etwas gebracht hat? Der Witz ist wirklich gut! +++

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