Vergessen wir kurz den verrotteten Rechtsstaat, den eine Schweizer Zeitung bei uns heraufziehen sieht. Verschieben wir den Bericht über die festlich geschmückten Merkelsteine, die unsere Weihnachtsmärkte verschönern sollen. Reisen wir lieber mit unserem Präsidenten ins Paradies. Von Crazytown ins Township.
Elke Büdenbender hatte unserem Weißhäuptling Frank-Walter für die Reise ein weißes Hemd ohne Schlips und das blaue Frühlingssakko herausgelegt. Im Paradies zeigt das Thermometer schließlich tagsüber um die 27 Grad, selbst am Abend noch angenehme 19. Schöne Tage in Südafrika, wo Raub, Mord und Totschlag die Straßen regieren, dazu eine Korruption, dass sich die Wellblechdächer biegen.
Oder, wie Frank-Walter, immerhin Sonntagsredner der Güteklasse 3 b, es ausdrückt: „Der Traum der Regenbogennation ist ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnt! Ein Traum, der andere inspiriert – auch uns!“
Ein Land ganz nach Frank-Walters Geschmack also. Höhepunkt der Reise: seine Ansprache in einem als Gedenkstätte gedachten Museums – schöner geht es nicht für einen Mann der deutschen Betroffenheitspartei Nummer Zwei, der SPD.
Was aber längst nicht alles ist, ein sozialistisches Herz richtig hüpfen zu lassen. Vielleicht hilft das hier: Der regierende Afrikanische Nationalkongress ANC hat sich im Parlament für die Einsetzung einer Kommission ausgesprochen, die die Option von Landenteignungen ohne Entschädigungen prüfen soll. Kommission! Enteignungen ohne Entschädigungen. Das klingt doch famos. Auch für den „Spiegel“-Schreiber, der entrüstet notiert: „Zehn Prozent der Bevölkerung besitzen 90 Prozent des Reichtums. Von dieser Upper Class Südafrikas sind bis heute die meisten Weiße.“ Genau wie bei uns, oder?
10% des Landes wurden bereits umverteilt, oder wieder Frank-Walter: Es „konnte sich das Wunder der friedlichen Transformation vollziehen“. Leider gibt es auch im Paradies Störenfriede, „rechte Lobbygruppen, die „hetzerische Meldungen über so genannte Farmermorde verbreiten“. Wie bei uns der „Stern“: Seit Ende der Apartheid wurden Tausende weiße Farmer in Südafrika ermordet. Dabei können die verbleibenden weißen Farmer „froh sein, dass wir nicht zu einem Genozid aufrufen. Wir nehmen nur, was uns gehört“, lautet die klare Ansage südafrikanischer Politiker.
Das beschlagnahmte und umverteilte Land „geben die Leute an den Machthebeln, vor allem Politiker, teilweise denen, die ihnen nahestehen“, beklagen selbst Schwarze. „Die wissen zwar beispielsweise, wie man Kühe melkt, aber sie haben keine Ahnung, wie man eine Farm führt.“ Dank des „Wunders der friedlichen Transformation“ musste Südafrika, das reichste und produktivste Agrarland des Kontinents 2009 sogar erstmals in seiner Geschichte Nahrungsmittel importieren, wie die „Zeit“ nicht umhinkam zu melden.
Frank-Walter ist zwischenzeitlich wohl das Manuskript verrutscht, wenn er salbadert:
„Ich weiß, in einer Gesellschaft wie der Ihren stellt sich die Frage nach der Vielfalt noch sehr viel dringlicher. Aber mit dem Blick von außen kann ich Ihnen sagen: Das Zusammenleben in Vielfalt ist auch etwas, wofür die Welt Ihr Land bewundert“. Wollte er das nicht in der Weihnachtsansprache bei uns verwenden? +++
Worte, die mehr sagen als 1000 Bilder – aus unserer Sammlung „Dokumente verstörender Wahrnehmung“:
– „Wir waren 80 Minuten die bessere Mannschaft.“ (Jogi Löw nach der Jahresabschluss-Blamage gegen Holland)
– „Sie müssen nicht an ihrer Fernbedienung herumspielen, es ist tatsächlich so leise hier.“ (Kommentator Steffen Simon, während der Liveübertragung der Jahresabschluss-Blamage in der ARD)
– „Er gehört wieder in die erste Reihe“ (Der „Spiegel“ über Martin Schulz)
– „Justiz-Klatsche für Alice Weidel. Staatsanwalt ermittelt offiziell in Spendenaffäre“ („Bild“-Schlagzeile) Natürlich macht er das, der Staatsanwalt, schließlich ist er weisungsgebunden.
P.S.: Mea culpa, mea maxima culpa: Da haben wir gestern tatsächlich verabsäumt, uns für die christlichen Zuwendungen zu bedanken. Was hiermit demütigst nachgeholt wird!